Autodesk Fusion 360 - Ein Anwenderbericht
Autodesk Fusion 360 ist ja derzeit hauptsächlich im Bereich Maschinenbau bekannt. Dass es aber auch ganz andere Anwendungsbereiche gibt, in denen Fusion 360 gute Dienste leistet, soll dieser Anwenderbericht zeigen.
Zur Geschichte
Meine Leidenschaft für Playmobil begann bereit im frühen Kindesalter, als die Firma Geobra Brandstätter Anfang der 1970er Jahre die ersten Playmobil Produkte auf den Markt brachte. Diese Leidenschaft ist seit damals ungebrochen.
Durch das Aufkommen von "leistbaren" 3D Druckern, und durch meinen Junior (der ebenfalls von klein auf diese Leidenschaft teilt), habe ich im Jahr 2019 begonnen, mich mit dem Thema intensiver auseinander zu setzen.
Ziel war es, selber Teile zu designen, die mit dem original Playmobil Stecksystem kompatibel sind und das Protfolio und die Anwendungsmöglichkeiten erweitern, die aber von der Firma Geobra nie auf den Markt gebracht wurden. Ein Wunsch, den offensichtlich auch viele andere "erwachsene" Playmobil Fans teilen. :-)
Die Anfänge
Am Beginn stand eine essentielle Frage: Welche Software nutze ich?
Nachdem ich seit über 30 Jahre Autodesk 3ds max für Visualisierungen nutze, war dies natürlich mein erster Gedanke. Ich bin dann aber schnell darauf gekommen, dass bei Teilen, bei denen es um 10tel mm geht, damit diese passen, nicht die optimale Lösung ist. Für organische Teile, kommt heute aber auch 3ds max, meist als Weiterverarbeitung für Fusion 360 Teile, zum Einsatz.
Also habe ich begonnen, mich mit Fusion 360 auseinander zu setzen und lernte recht bald die Vorteile des nicht destruktiven und parametrischen Konstruktionsansatzes schätzen.
Einmal erstellt, lassen sich die Teile unkompliziert verändern (wenn z.B. Maße nicht passen) und aus einem Grundmodell lassen sich schnell unterschiedliche Varianten ableiten, die auf dem Grundmodell basieren. Sind jetzt Änderungen am Grundmodell (ganz links) notwendig, müssen z.B. die seitlichen Nasen verändert werden, werden diese Änderungen automatisch auch auf alle darauf basierenden Kopien angewandt.
Wandteile in Fusion 360
Gedruckte Stein- und Fachwerkwände (dunkelgrau) mit original Playmobil Fenstern
Durch die Timeline, kann man jederzeit zu einem früheren Konstruktionsschritt zurückgehen und Anderungen vornehmen. Sind diese abgeschlossen, wir das komplette Modell "neu" durchgerechnet. Sollte es beim Durchrechnen des Modells zu Problemen kommen, werden diese gelb markiert und man kann darauf entsprechend reagieren.
Hier ein Zeitrafferbeispiel, wie so ein Teil ensteht:
Das Icons mit dem Zeichenstift sind jeweils die Skizzen, der Rest sind Extrusionen, Fasen etc.
3D-Druck
Die Dateien werden dann als STL Dateien aus Fusion 360 exportiert und im Prusa Slicer für den 3D Druck vorbereitet.
Die fertigen g-code Dateien werden dann an den Prusa MKS3 geschickt und ausgedruckt.
Stand heute
Mittlerweile gibt es rund 400 Teile als Ergänzungen. Dabei handelt es sich um recht simple Teile, wie zum Beispiel Fenster, bis hin zu recht komplexen "Systemen" die dem Grundgedanken von Playmobil Rechnung tragen. "ALLE" Ergänzungsteile sind untereinander und mit den Originalteilen kombienierbar. Daraus ergeben sich fast unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten.
Mittlerweile werden diese Teile auch über einen Partner in Deutschland produziert und über deren Webshop weltweit vertrieben.
Dafür wurde auch ein PDF-Produktkatalog mit Adobe InDesign erstellt Darin finden sich auch zahlreiche Anwendungsbeispiele und Bauanleitungen für die einzelnen Teile. Für diese Zusammenstellungen eignet sich z.B. 3ds max wieder bestens (Modelle als STL Datei importiert, zusammengestellt und gerendert).
Im herkömmlichen Spritzguß-Verfahren wäre es übrigens, auf Grund der benötigten Stückzahlen, unmöglich diese Teile zu einem realistischen Preis herzustellen. Der 3D-Druck bietet hie also die Möglichkeit auch Kleinauflagen zu vernünftigen Preisen anbieten zu können. Die Erstellung einer Spritzgußform für EINES dieser Teile würde bei rund € 2.000,-- liegen. Dies rechnet sich also erst ab einer Stückzahl von rund 1000 Stk./Teil.
Conclusio
Auch wenn ich nur einen Bruchteil der Funktionen von Fusion 360 nutze, hat sich Fusion 360 für mein Anwendungsfeld als optimale Lösung herausgestellt.
Weitere Informationen zu Autodesk Fusion 360 finden Sie hier: Autodesk Fusion 360
Gert Peterschinegg
02.06.2021
Gedruckte und mit Folien beklebte Mauerwerkteile, Holzteile und Fenster